Geschichte der TelefonSeelsorge Stuttgart e.V.


Pastors Chad Varah

Am 7. Dezember 1953 erschien die erste Anzeige des britischen Pastors Chad Varah, die als Geburtsstunde der TelefonSeelsorge gilt. Dort heißt es: "Before you commit suicide - ring me up", zu Deutsch: "Bevor Sie sich das Leben nehmen, rufen Sie mich an" – anschließend erschien die Telefonnummer des Seelsorgers.

 

Seit 1956 gibt es diese Arbeit auch in Deutschland!


1960

Die TelefonSeelsorge Stuttgart e.V. wurde 1960 vom damaligen Leiter der Evang. Gesellschaft Stuttgart, Pfarrer Otto Kehr, gegründet. Das erste Gespräch fand am 2. Mai 1960 statt.

Von Anfang an war die Stelle mit Ehrenamtlichen besetzt – zum Start gab es etwa 50 Mitarbeitende. Die Stuttgarter Stelle war die vierte TS–Stelle bundesweit und die erste, die mit Ehrenamtlichen arbeitete.

 

1970

Der Verein stellt als erste Stelle in Deutschland einen hauptamtlichen Ausbilder ein: Dr. Wilfred Weber (der zuvor die Briefseelsorge gegründet und geleitet hatte). Von da an werden die Mitarbeitenden sorgfältig ausgewählt und geschult – was zu einer deutlichen Erhöhung der Zufriedenheit bei Anrufenden wie Mitarbeitenden führte.

 

1973

Eine Geschäftsführerin wird eingestellt.

 

1974

Das Stuttgarter Modell der Ausbildung von Ehrenamtlichen erscheint als Buch: „Wege zum helfenden Gespräch - Gesprächspsychotherapie in der Praxis“ von Dr. Wilfried Weber, der im selben Jahr zum Leiter der Stelle ernannt wird.

Sein Ausbildungsmodell wird im gesamten Bundesgebiet übernommen. Sein Buch ist inzwischen in 15. Auflage und in mehreren Sprachen erschienen und zum verbindlichen Ausbildungsbuch auch für den internationalen Verband der TelefonSeelsorgen (IFOTES) geworden.

 

1980

Eine zweite Fachkraft wird eingestellt. Damit kann auch eine zweite Telefonleitung freigeschaltet werden.

  

1992

Pfarrer Kehr gibt nach 32 Jahren den Vorsitz der TelefonSeelsorge ab. Irene Geßmann wird die erste ehrenamtliche Vorsitzende.

 

1994

Zum ersten Mal werden Zuschüsse in erheblichem Umfang gestrichen. Die Hauptamtlichen und die Ehrenamtlichen müssen viel Phantasie im Umgang mit den finanziellen Lücken aufbringen. 

 

1995

25 Jahre TS. Es gibt 5 Hauptamtliche auf 3,5 Stellen und 80 Ehrenamtliche

 

1997

Die deutsche Telekom übernimmt die Kosten für die Anrufe bei der TS. Über die 0800er Nummer wird sichergestellt, dass die Anrufe bei der TS nicht auf den Telefonrechnungen erscheinen.

Dr. Wilfried Weber tritt in den Ruhestand und wird von Martha Ziegler abgelöst. Mit der Einführung der kostenlosen Anrufe steigt die Zahl der Anrufe – aber auch die Zahl der „Testanrufe oder Scherzanrufe“.

 

2000

40 Jahre TS.  Bei den Feierlichkeiten spricht unter anderem Anselm Grün.

Martha Ziegler kommt unmittelbar nach den Feierlichkeiten bei einem Unfall ums Leben. Ein schwerer Schlag für die TS – die beliebte Leiterein war weit über Stuttgart hinaus bekannt und für viele Menschen ein Orientierungspunkt. Für einige Zeit übernimmt der Stellvertretende Leiter Pfarrer Ernst Börkircher die Leitung der Stelle.

 

2001

Rosemarie Kirschmann übernimmt die Leitung der Stelle.

Mit der steigenden Zahl der Testanrufe und mit der zunehmenden Zahl von Handy- Anrufen verändert sich die Arbeit der TelefonSeelsorge. Sagte man bisher: Wir sind immer und für alle da – sagt die TS jetzt: wir sind ein Instrument der Krisenberatung und stehen für Menschen in Not zur Verfügung. Diese Haltung wirkt sich auf die Arbeit am Telefon aus: Die Beratung wird strukturierter und noch professioneller.

 

2004

Die Stuttgarter Stelle führt als eine der ersten Stellen in Deutschland die Mailberatung ein.

 

2005

Die Stuttgarter Stelle erhält den Ehrenamtspreis des Landes Baden Württemberg. Eine Woche vor Preisübergabe wird der Landeszuschuss für die Arbeit der TS in Höhe von rund 30.000 Euro ersatzlos gestrichen.

 

2007

Zusätzlich zur Mailberatung wird die Chatberatung eingeführt.

 

2009

Rosemarie Kirschmann geht in Ruhestand – die Leitung übernimmt Krischan Johannsen.

 

2010

50 Jahre TS.

  

2019

Krischan Johannsen geht in Ruhestand. Martina Rudolph-Zeller übernimmt die Leitung.

 

2020

Die Corona Pandemie und die notwendigen Maßnahmen belastet alle Menschen. Die Unterstützung der TelefonSeelsorge ist gefragt wie nie zuvor. Wir erweisen uns als krisenfeste, gut erreichbare und stabile Hilfe mit den Medien Telefon, Chat und Mail. Die OnlineSeelsorge wird für junge Menschen, vor allem auch gerade in der Corona Krise ein wichtiger Zugang zu Hilfe und Unterstützung. Die Zahlen der Chat- und Mailberatung steigen stetig an und beide Bereiche werden zu einem gleichwertigen Angebot unserer TS Stelle.

Ein lang geforderter erster Schritt der Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium Baden- Württemberg entsteht. In der Fachgruppe „Niederschwellige Hilfen für Menschen in Krisen“ geht für die LAG TelefonSeelsorge Baden- Württemberg Frau Rudolph-Zeller mit den Mitgliedern der Fachgruppe in den fachlichen Austausch. Ziel ist es neben der Hilfe durch die TelefonSeelsorge andere niederschwellige Zugänge zum medizinischen Hilfsangebot zu ermöglichen. Über 30 % der Ratsuchenden bei der TelefonSeelsorge berichten von psychischer Erkrankung. Die TelefonSeelsorge ist weiterhin das einzige Angebot mit 24 Stunden Erreichbarkeit für Menschen in psychischer Krise.

 

2021

Im Mai 2021 feiern wir im Hof der Hospitalhofkirche unseren Jubiläums Gottesdienst 60+1.

Leider musste das 60. Jubiläum pandemiebedingt auf 2021 verschoben werden.

Landesbischof July und die Prälatin Gabriele Arnold würdigen feierlich das Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Der Hymnus Chor unter Leitung von Herrn Homburg untermalt die Feierlichkeit mit schönstem Gesang. Ein Sommerfest unter Apfelbäumen ermöglicht uns geschützt miteinander zu sein und zu feiern.

Wir sind auch nach 60+1  Jahren noch lange nicht im Ruhestand, sondern mit Kraft und Elan weiterhin rund um die Uhr für die Menschen in Not und Krise erreichbar.

 

2022

Im April 2022 hat uns Prof. Dr. phil. und theol. Clemens Sedmak, Leiter des Zentrums für Ethik- und Armutsforschung, Professor für Sozialethik an der University of Notre Dame, USA, einen Vortrag zum Thema "Angst und Mut" gehalten. 

Unter Bezugnahme der aktuellen Entwicklungen in Europa und der Welt, hat er über die damit verbundenen Ängste und dem Umgang damit referiert. Im Anschluss konnten daraus Schlüsse für die Arbeit der TelefonSeelsorge gezogen werden.

 

Im November 2022 erhielten wir eine große Würdigung unserer Arbeit.

17 Tageszeitungen in Baden Württemberg haben erstmalig den  Wirtschaftspreis „Schwarzer Löwe“ ausgelobt. Wir wurden eingeladen beim Wettbewerb mitzumachen und es wurde uns am 4.11.2022 bei einer großen Galafeier der bronzene Löwe, also der dritte Platz bei der Kategorie Gesellschaftliche Verantwortung  ausgesprochen.

 

2023

Zu unserer 4. Benefizveranstaltung am 12. Februar 2023 gab Meret Becker Einblicke in ihr Leben und Wirken als Schauspielerin und Sängerin. Es freut uns sehr, dass die Reihe zugunsten der TelefonSeelsorge Stuttgart so viele Unterstützer:innen gefunden hat und auch diese vergnügliche Veranstaltung bis auf den letzten Platz besetzt war.

 

Der Landtag Baden-Württemberg lud im Juni 2023 die Leiterin Frau Rudolph-Zeller ein, im Rahmen der Enquete Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“ bei einer öffentlichen Anhörung Einblick zu geben in unsere Erfahrungen zur Situation und zum Bedarf der Bürger:innen im Krisenmodus. Die TelefonSeelsorge in Baden- Württemberg möchte mit ihrer Expertise dazu beitragen, niederschwellige Angebote für Menschen in psychischer Not und suizidaler Krise zu stärken und sicherzustellen. Dazu gehört natürlich auch die Sicherstellung der längerfristigen Finanzierung der TS Stellen im Land, die im Rahmen eines Schnittstellendienstes der Daseinsfürsorge für alle Menschen dient.

 

Am Welttag zur Suizidprävention am 10.September 2023 waren wir mit der katholischen TelefonSeelsorge Ruf und Rat und dem Arbeitskreis Leben Stuttgart auf dem Schloßplatz präsent und haben mit einer interaktiven Stellwand dazu beigetragen das Thema aus dem Tabu zu holen und besprechbar zu machen.